Künstliche Augenhornhaut-Transplantate sind eins der Forschungsgebiete von Neurobiologin Sonja Mertsch aus der Universitästklinik für Augenheilkunde. Einer ihrer Ansätze ist dabei so vielversprechend, dass der Berufsverband der Augenärzte Deutschlands e.V. sie kürzlich ausgezeichnet hat. Weil der Bedarf nach Hornhautersatz größer ist als das zur Verfügung stehende Spendermaterial, sucht Mertsch nach Alternativen, die besser verfügbar und so transparent wie möglich sind, damit Betroffene nach der Transplantation klare Sicht haben. Die Leiterin des Labors für Experimentelle Ophthalmologie der Universitätsklinik für Augenheilkunde in Oldenburg erhielt den Brewitt-Publikationspreis für ihre Experimente mit im Labor gezüchtetem Hornhautgewebe.
Sie hat Zellen aus gespendeten Hornhäuten vermehrt und zu transplantierbaren Matrices heranwachsen lassen. Ein Jahr lang hat Mertsch die sogenannten „Cell Sheets“ kultiviert. Das Ergebnis: Zellschichtdicken, die es auf ein Drittel der menschlichen Hornhaut bringen. Mit rund 140 Mikrometern sind sie sogar dicker als Kontaktlinsen. Die Sheets haben eine hohe Qualität und sind fast vollständig transparent. Zum Vergleich: Die aus Fruchtblasen gewonnene Membran, die bisher bei Hornhautschäden zum Einsatz kommt, ist nur zu 74 Prozent transparent. Mertsch hat auch schon untersucht, wie sich das Gewebe verarbeiten lässt. Das Ergebnis: Die Sheets sind so stabil und elastisch, dass sie sich nähen lassen. Jetzt will die Forscherin die Cell Sheets weiter testen und daran arbeiten, die Dauer der Kultivierung zu verringern.
Mertsch forscht und lehrt seit 2018 an der Uni. Sie arbeitet gemeinsam mit Professor Stefan Schrader, Direktor der Universitätsklinik für Augenheilkunde, an neuen Wegen zur Rekonstruktion und Regeneration der Augenoberfläche. Wir gratulieren zur Auszeichnung!