Vor mehr als 20 Jahren fing das Pius-Hospital in der Krebstherapie an, einen besonderen Weg zu gehen – mit Erfolg: Tumorpatientinnen und -patienten werden hier von Anfang an „interdisziplinär“ behandelt. Das heißt, Strahlentherapeuten und Hämato-Onkologen arbeiten in einem fachübergreifenden Klinikzentrum Hand in Hand zusammen, die Behandlungen durch Bestrahlung und/oder medikamentöse Therapie (Chemotherapie, Antikörpertherapie, zielgerichtete Therapie) werden genauestens aufeinander abgestimmt. Insbesondere für Krankheiten, bei denen Strahlentherapie und Chemotherapie kombiniert werden, ist dies ein wichtiger Vorteil.
Alle Patientinnen und Patienten werden somit interdisziplinär besprochen, die Behandlung erfolgt dann ambulant im Medizinischen Zentrum für Tumortherapie und Diagnostik des Pius-Hospitals oder stationär auf der interdisziplinären Station des Klinikzentrums. Durch diese Struktur ist eine Betreuung „aus einer Hand“ in allen Phasen der strahlentherapeutischen und/oder systemtherapeutischen Behandlung gewährleistet.
Das Klinikzentrum setzt sich zusammen aus der
Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie
Direktor: Dipl. Phys. Dr. med. Kay C. Willborn
Geschäftskoordinierender Direktor des Klinikzentrums
mit der Abteilung für Medizinische Physik
Leiter: Prof. Dr. rer. nat. Björn Poppe
und der Klinik für Hämatologie und Onkologie
Direktor: Prof. Dr. med. Frank Griesinger
Die Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie
Etwa 50 bis 60 Prozent aller Patientinnen und Patienten mit einer Krebserkrankung erhalten nach Angaben der Deutschen Krebshilfe im Laufe ihrer Behandlung auch eine Strahlentherapie, diese ist bei etwa 50 Prozent aller dauerhaften Tumorheilungen ein fester Bestandteil der Behandlung. Die Strahlentherapie des Pius-Hospitals behandelt sowohl Erwachsene wie auch Kinder und bietet dabei seinen Patientinnen und Patienten gleich zwei Anlaufstellen für die mehrwöchige Strahlentherapie: im Haupthaus in der Georgstraße sowie in der Zweigstelle am Klinikum Oldenburg. Im Haupthaus befinden sich zwei Linearbeschleuniger sowie die Geräte zur Bestrahlungsplanung. In der Zweigstelle am Klinikum steht ein weiteres hochmodernes Gerät das zudem auch zur Ganzkörperbestrahlung im Rahmen von Knochenmarkstransplantationen eingesetzt wird. Weitere Spezialtechniken wie die intensitätsmodulierte Strahlentherapie (IMRT), die bildgeführte Strahlentherapie (IGRT) und die atemgesteuerte Strahlentherapie (Gating) können an beiden Standorten angeboten werden. Ebenso steht ein modernes Afterloadinggerät zur Nahbestrahlung insbesondere von Tumoren in Körperhöhlen zur Verfügung.
Auch wenn zentrale Prozesse vorrangig im Pius-Hospital durchgeführt werden, ist ein Austausch von Bildern und Informationen mit der Zweigstelle über das hauseigene Netzwerk jederzeit möglich und gewährleistet.
Für die Bestrahlungsplanung besteht eine enge Zusammenarbeit sowohl mit dem Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie sowie mit der Klinik für Nuklearmedizin, so dass auch modernste bildgebende Verfahren wie Kernspintomographie (MRT) und Positronen-Emissions-Tomographie (PET/CT) im Rahmen der Bestrahlungsplanung zur Anwendung kommen können.
Auch bei einigen gutartigen Erkrankungen wie Gelenkverschleiß (Arthrose), Fersensporn, Verhärtung des Bindegewebes der Handinnenflächen (M. Dupuytren) etc. kann manchmal eine strahlentherapeutische Behandlung sinnvoll sein.
Medizinische Physik
Voraussetzung für eine exakte und hochpräzise Strahlentherapie ist neben der technischen Ausstattung und der Tätigkeit der Ärzte und der MTRAs auch eine leistungsfähige medizinische Physik, die sowohl für die Gerätefunktionen als auch für die Bestrahlungs-planung zuständig ist. Im Pius-Hospital wird diese Abteilung von Herrn Prof. Dr. Björn Poppe geleitet. Seine Arbeitsgruppe für medizinische Strahlenphysik an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg hat sich insbesondere im Bereich der Dosismessung einen internationalen Ruf erworben.
Ambulante und stationäre Behandlung
Radioonkologische Behandlungen können zum überwiegenden Teil ambulant durchgeführt werden. Sowohl in der Zentrale im Pius-Hospital wie auch in der Zweigstelle am Klinikum Oldenburg erfolgt dies im Rahmen des Medizinischen Zentrums für Tumortherapie und Diagnostik des Pius Hospitals. Kombinierte Chemotherapien werden dabei zumeist in der onkologischen Tagesklinik appliziert, die gemeinsame Räume mit der Onkologischen Praxis Oldenburg im Diagnose- und Therapiezentrum am Pius-Hospital nutzt.
Sollte doch eine stationäre Behandlung erforderlich sein, so betreiben die Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie und die Klinik für Hämatologie und Onkologie eine interdisziplinäre Station (EC), in der die Patienten gemeinsam betreut werden.
Wissenschaftliche Zusammenarbeit
Um sicherzustellen, dass unseren Patientinnen und Patienten die neuesten Medikamente und Behandlungskonzepte angeboten werden können, beteiligen sich die Kliniken des Klinkzentrums an klinischen Studien, die alle durch Ethikkommissionen überprüft wurden.
Im Rahmen der hämatologischen Diagnostik kooperiert das spezielle hämatologische Labor der Klinik für Hämatologie und Onkologie mit der Hämatopathologie Hamburg (Histologie) sowie der Universitätsmedizin Göttingen (Molekularbiologie und Zytogenetik). Ein Schwerpunkt ist die molekulare Charakterisierung von Patienten mit Lungenkrebs, die in Kooperation mit dem
Institut für Hämatopathologie Hamburg sowie dem Max-Planck-Institut in Köln durchgeführt wird.
Auch im Rahmen strahlenphysikalischer Forschungsprojekte bestehen verschiedenste Kooperationen u.a. mit den Firmen PTW u. Xoft.