Weaning und Beatmungsmedizin

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Anmeldung zum Weaning durch Ärztinnen / Ärzte

Weaning-Anmeldung 
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Eigenständiges Atmen ist selbstverständlich?

Dies trifft leider nicht für jeden Menschen zu. Der Verlust der eigenständigen Atmung, wie er bei schweren Infektionen und Lungenkrankheiten, neurologischen Erkrankungen oder nach großen Operationen auftreten kann, geht mit einer enormen Einbuße an Lebensqualität einher, da ein selbstbestimmtes, unabhängiges Leben kaum noch möglich ist. Es können schon wenige Tage einer invasiven Beatmung ausreichen, in der sich die (Atem-) Muskulatur abbauen kann, sodass die Funktion der Atmung unterstützt oder sogar ersetzt werden muss. Das selbständige Atmen muss dann erst wieder trainiert werden. Diese Entwöhnung von der invasiven Beatmung wird Weaning genannt (to wean = entwöhnen) und bedarf eines multiprofessionellen Teams aus Expertinnen und Experten der Bereiche Pflege, Atmungstherapie, Physiotherapie, Logopädie und sowie Ärztinnen und Ärzten. Dieser Prozess schließt sich meist an eine schwere Erkrankung mit längerem intensivmedizinischen Aufenthalt an. Die Umsetzung gelingt aufgrund der Schwere der Erkrankung und dem Aufwand der Maßnahmen nur auf einer speziellen Weaningeinheit, die sich räumlich von der Intensivstation unterscheidet, aber dem apparativ-technischem Standard einer solchen Station entspricht. So sind auch etwaige Komplikationen sicher zu beherrschen.

Steigender Bedarf

Die zunehmende Alterung der Gesellschaft lässt auch die Zahl der Patientinnen und Patienten mit schweren chronischen Lungenerkrankungen steigen. Gleichzeitig können diese auch in höherem Alter oft noch komplikationsfrei operiert werden. Insbesondere diese beiden Gruppen leiden jedoch häufig unter weiteren Krankheiten, die eine schwere Störung der Atmung nach sich ziehen kann. Im Extremfall, beispielsweise nach einer Infektion oder einem Unfall kann dies zu einem Atemversagen führen: Die Menschen sind dann nicht mehr in der Lage, eigenständig zu atmen.

Wie funktioniert Weaning?

Auf einer Weaningstation werden langzeitbeatmete Patienten mit einer verlängerten und komplizierten Entwöhnungsphase von der invasiven Beatmung (i.d.R. über eine Trachealkanüle nach Luftröhrenschnitt) behandelt. Dieser Beatmungszugang wird gewählt, da er von den Patienten gut toleriert und ein rasches Aufwachen durch die Beendigung der Sedierung möglich wird.

Meist sind die akuten Erkrankungen, die zur Beatmungspflichtigkeit geführt haben, überwunden – es persistiert jedoch noch aufgrund der Schwäche der Atemmuskulatur die Abhängigkeit vom Beatmungsgerät.

Auf der Weaningstation kümmert sich ein multiprofessionelles, spezialisiertes Team um die Patienten. Eine zentrale Rolle spielen hierbei die Pflegekräfte sowie Atmungs- und Physiotherapeuten, die den Patienten engmaschig betreuen und fordern. Dahinter stehen ärztlich erstellte leitliniengerechte Therapiekonzepte mit individuellen Entwöhnungsprotokollen sowie Beatmungs- und Sedierungsstrategien. So wird dem Patienten frühestmöglich eine Mobilisation und eigenständige Atmung ermöglicht, sodass auch die verbale Kommunikation nach langer „Stille“ wieder Einzug erhält, was meist einen enormen Zugewinn an Lebensqualität bedeutet.

Die Entwöhnung vom Respirator erfolgt meist diskontinuierlich, d.h. es schließen sich an Phasen kompletter Eigenatmung ohne maschinelle Unterstützung Phasen einer kontrollierten Beatmung an. So wird der geforderten Muskulatur eine Erholungsphase zugestanden. Die Intervalle der Eigenatmung werden ausgedehnt, bis der Punkt erreicht ist, die Beatmung komplett zu beenden.

Voraussetzung für den Erfolg ist zum einen ein effizientes Sekretmanagement, welches maßgeblich durch die Beübung der Atmungs- und Physiotherapeuten zum Teil mit mechanischen Hustenhilfen umgesetzt wird – zum anderen die Behandlung einer Schluckstörung, die häufig im Rahmen der muskulären Dekonditionierung auftritt. Hierfür stehen uns Logopäden zur Seite, die tägliches Schlucktraining durchführen und individuelle Ernährungskonzepte erstellen, bis die vollständige Kostaufnahme wieder möglich wird.

Manchmal ist eine maschinelle Unterstützung der Atmung für einige Stunden am Tag dauerhaft notwendig – in diesem Fall wird eine Umstellung der Beatmung auf einen nichtinvasiven Zugang (Maskenbeatmung) angestrebt, da i.d.R. der pflegerische Aufwand reduziert, Komplikationen minimiert und damit die Autonomie des Patienten deutlich gebessert wird.

Diese Patienten werden im Anschluss auf die pneumologische Station für außerklinische Beatmung des Pius-Hospitals verlegt, um die Überleitung in die Häuslichkeit unter nichtinvasiver Beatmung zu bahnen.

Zurück ins häusliche Umfeld

In einem Großteil aller Fälle gelingt es, die Patienten von der maschinellen Beatmung zu entwöhnen und damit den häufig schwerkranken Menschen eine Rückkehr ins häusliche Umfeld zu ermöglichen. Eine wichtige Position nehmen hier die Angehörigen des Patienten ein: Sie werden mit in das Behandlungskonzept integriert und sind somit in der Lage, dem Patienten in dieser besonderen Situation zur Seite zu stehen.

Sollte der Bedarf einer nichtinvasiven Beatmung bestehen, werden die Patienten und Angehörigen intensiv im Umgang mit dem Therapiegerät und der Maske geschult. Eine Kontrolle der Beatmungsindikation, -qualität und -effektivität muss regelmäßig erfolgen und wird unsererseits auf der pneumologischen Station für außerklinische Beatmung durchgeführt.

Letzte Aktualisierung: 28.04.2023