Die Verpflanzung von Gewebetransplantaten ermöglicht schwerkranken Menschen den Weg zurück ins Leben. Oft beendet solch ein Eingriff lange Phasen des Leidens. Die Transplantation von Herzklappen und Blutgefäßen rettet Leben oder bewahrt vor Amputationen. Knochentransplantate bringen Mobilität zurück. Und: Menschen können dank einer Spenderhornhaut wieder sehen. Diese Erfolge sind nur möglich, wenn sich Menschen bereit erklären, Gewebe zu spenden. Die Gewebespende nach dem Tod ist eine freiwillige, humanitäre Entscheidung – für viele ein Akt der Nächstenliebe.
An der Universitätsklinik für Augenheilkunde am Pius-Hospital werden unter der Leitung von Prof. Dr. Dr. Stefan Schrader Hornhauttransplantationen durchgeführt, um Patienten das Augenlicht zu retten – vorausgesetzt eine Gewebespende steht zur Verfügung. In Deutschland warten derzeit circa 3.000 Menschen auf eine Hornhautspende. Jeder Mensch, der an einem Herz-Kreislauf-Stillstand stirbt, kann spenden – im Falle der Augenhornhaut bis zu 72 Stunden nach dem Eintreten des Todes. Hierbei gibt es keine festen Altersgrenzen. Auch Brillen- oder Kontaktlinsenträger, Menschen mit einer Augenerkrankung oder sogar einer Augenoperation kommen als Spender der Augenhornhaut infrage. Gewebespenden sind in jedem Krankenhaus möglich. Zu den Voraussetzungen zählen die Einwilligung des Verstorbenen zu Lebzeiten oder die seiner Angehörigen im Sinne des Verstorbenen sowie der Ausschluss medizinischer Risikofaktoren wie z.B. übertragbare Krankheiten. Gewebe werden – anders als Organe – nicht sofort transplantiert. Gewebebanken bereiten die Gewebe auf. Sie werden umfassend untersucht, damit keine Krankheiten auf den Empfänger übertragen werden. Erst dann vermittelt die DGFG die Transplantate an Patienten.
Mit dem Ziel in Zukunft noch mehr Patienten mit einem Gewebetransplantat versorgen zu können, kooperiert das Pius-Hospital mit der gemeinnützigen Deutschen Gesellschaft für Gewebetransplantation (DGFG).
Nicole Schidlowski, Gewebespendekoordinatorin – DGFG Region Nord, organisiert die Gewebespenden für das Pius-Hospital. Hierbei wird geprüft, ob ein Verstorbener für die Spende z. B. der Augenhornhäute in Frage kommt. Liegen aus Sicht der zuletzt behandelnden Ärzte keine medizinischen Ausschlussgründe vor, werden die Angehörigen kontaktiert und über die Möglichkeit der Gewebespende aufgeklärt.
Die Deutsche Gesellschaft für Gewebetransplantation (DGFG) ist eine gemeinnützige Gesellschaft. Sie organisiert seit mehr als 20 Jahren die Gewebespende und versorgt Patienten mit einem geeigneten Gewebetransplantat. Die DGFG hat ein Netzwerk zahlreicher Kliniken, Gewebebanken und anderer medizinischer Einrichtungen aufgebaut. Gesellschafter sind die Medizinische Hochschule Hannover, die Unikliniken Dresden, Leipzig und Rostock sowie das Dietrich-Bonhoeffer-Klinikum Neubrandenburg.