„Living Lab“ im Pius-Hospital ermöglicht Forschung an neuen OP-Technologien und Simulation von Operationen zu Ausbildungszwecken
Es sind keine echten Patientinnen und Patienten, die im „Living Lab“ operiert werden – doch abgesehen davon unterscheidet sich das neue Forschungslabor der Universitätsklinik für Viszeralchirurgie im Pius-Hospital Oldenburg kaum von einem echten Operationssaal. Forschende können hier ab sofort den Einsatz digitaler Technologien bei medizinischen Eingriffen erproben, außerdem dient das Labor der Ausbildung von Medizinstudierenden, Assistenzärztinnen und -Ärzten sowie medizinischem Pflegepersonal. Die Kosten von 320.000 Euro stammen aus Eigen- und Projektmitteln.
Anlässlich der feierlichen Einweihung erklärte der niedersächsische Gesundheitsminister Dr. Andreas Philippi: „Unser Gesundheitssystem befindet sich im Wandel. Wir müssen heute die Weichen dafür stellen, dass die ambulante und stationäre Versorgung langfristig zukunftsfähig bleibt. Neue Technologien wie im Living Lab prägen das Gesundheitssystem von morgen, entlasten Fachkräfte und bieten Möglichkeiten für Aus- und Weiterbildung. Davon profitiert der Gesundheitsstandort Oldenburg insgesamt.“
Das neue Living Lab besteht aus einem Experimentierraum, der mit einem echten OP-Tisch, zahlreichen Bildschirmen und weiterer Technik ausgestattet ist, sowie einem Steuerraum zur Überwachung der Geräte. In dem Labor können die Forschenden der Universitätsklinik unter Leitung von Prof. Dr. Dirk Weyhe untersuchen, ob technische Neuentwicklungen wie erweiterte Realität (AR), digitale Bildgebung oder Sprachassistenzsysteme in der klinischen Praxis sinnvoll nutzbar sind. Das Team ist an verschiedenen vom Bundesforschungsministerium geförderten Projekten als Praxispartner beteiligt. Aktuell wollen die Forschenden beispielsweise testen, ob sich die technischen Geräte im OP-Saal mit Gesten berührungslos steuern lassen.
Darüber hinaus spielt das Living Lab bei der Ausbildung des medizinischen Personals eine wichtige Rolle. Studierende, angehende Fachärztinnen und -ärzte und Operationstechnische Assistentinnen und Assistenten können simulierte Operationen realitätsnah durchführen, etwa mit Hilfe von VR-Brillen und Organen aus dem 3D-Drucker. „Aktuell ist es möglich, minimalinvasive Operationen im Bauchraum zu üben, perspektivisch wollen wir solche Simulationen auch für gynäkologische und orthopädische Operationen anbieten“, betont Weyhe. Auch sogenannte offene Operationen, bei denen der Zugang zum Körperinneren über einen großen Schnitt erfolgt, sollen in Zukunft virtuell erprobt werden können. Plan ist, dass die Simulationen am Pius-Hospital künftig auch Teil der Grundausbildung zum Facharzt oder zur Fachärztin für Viszeralchirurgie werden