Zum ersten Mal COVID-19-Erkrankung in Oldenburg mit Antikörpern behandelt

18. September 2020

Seitdem das Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel, das Paul-Ehrlich-Institut, diese Therapieoption zulässt, wurde im Pius-Hospital zum ersten Mal eine an COVID-19 erkrankte Patientin in Oldenburg mit Rekonvaleszentenplasma behandelt.

In Oldenburg haben sich der DRK-Blutspendedienst und das Universitätsinstitut für medizinische Mikrobiologie und Virologie des Klinikums Oldenburg unter der Leitung von Prof. Dr. med. Axel Hamprecht dafür eingesetzt, dass die Blutplasma-Präparate auch vor Ort gewonnen und den Krankenhäusern in Oldenburg und der Region zur Verfügung gestellt werden können. Um potentielle Spender, die bereits die Infektion hinter sich haben, zu gewinnen, unterstützte das Gesundheitsamt der Stadt Oldenburg und kontaktierte genesene Oldenburgerinnen und Oldenburger. Bei etwa zwei Dritteln dieser Gruppe aus Freiwilligen waren überschüssige Antikörper vorhanden; entsprechende Plasmapräparate konnten gewonnen werden.

Ende August ergab sich im Pius-Hospital der erste Fall, bei dem zwei dieser vom DRK-Blutspendedienst in Oldenburg generierte Plasmapräparate einer an COVID-19 erkrankten 55-jährigen Patientin verabreicht wurden. „Die stationär aufgenommene Frau hatte eine Vielzahl an Symptomen, einen geschwächten Allgemeinzustand und anhaltendes hohes Fieber. Also auch Patienten mit Verläufen, die nicht intensivmedizinisch behandelt werden müssen, kommen für eine Behandlung mit Rekonvaleszentenplasma infrage.“, erklärt Dr. med. Regina Prenzel, Direktorin der Klinik für Innere Medizin, Pneumologie und Gastroenterologie im Pius-Hospital, in deren Obhut sich die Patientin befand. Unmittelbar nach der Behandlung ging es der Patientin stetig besser, das Fieber ging rasch zurück. Mittlerweile konnte sie auch aus dem Krankenhaus entlassen werden.

„Als antivirale Therapie gegen SARS-CoV-2 ist inzwischen auch das Medikament Remdesivir zugelassen. Dieses ist hierzulande jedoch schwer erhältlich und kann auch nur als mäßig wirksam bewertet werden“, so Mikrobiologe Hamprecht. Das Antikörper-reiche Plasma von Genesenen einzusetzen ist deshalb eine weitere Option zur Behandlung von schwerer an COVID-19 erkrankten Patientinnen und Patienten. Hierbei handelt es sich um eine passive Immunisierung, weil anders als bei einer Impfung, bei der die geimpfte Person selbst die Antikörper entwickelt, den Erkrankten die Antikörper einer anderen Person verabreicht werden, um so das Immunsystem zu unterstützen.

Gegenwärtig wird COVID-19-Rekonvaleszentenplasma im Rahmen von Studien oder individuellen Heilversuchen eingesetzt. „Derzeit laufen eine Reihe von Untersuchungen zu diesem Thema, zum Beispiel durch das Paul-Ehrlich-Institut. Eine endgültige Bewertung steht noch aus. Bisher konnte gezeigt werden, dass die Patienten unter Therapie schneller PCR-negativ werden, in kleineren Beobachtungsstudien wurde auch eine klinische Verbesserung berichtet“, so Hamprecht weiter.

Hergestellt und bevorratet wird das Rekonvaleszentenplasma vor Ort in Oldenburg, könnte bei steigendem Bedarf aber auch zentral bezogen werden über das Netzwerk des DRK-Blutspendediensts, so dass jederzeit ausreichend Reserven zur Verfügung stehen. Dennoch sind weitere Blutplasmaspenden willkommen. „Weitere mögliche Spender aus der Region, die eine Infektion mit COVID-19 durchgemacht haben, bitten wir, sich zur Verfügung stellen. Infrage kommen hier insbesondere Genesene, die mit ausgeprägten Symptomen erkrankt waren. Diese besitzen meist eine deutlich höhere Antikörperkonzentration, was für eine Spende erforderlich wäre. “, sagt Dr. Eduard Petershofen, Leiter des Instituts Bremen-Oldenburg.

Kontakt Blutspendedienst: Telefon 0441 - 944 01 24

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Prof. Dr. Axel Hamprecht (Klinikum Oldenburg), Dr. Regina Prenzel (Pius-Hospital) und Dr. Eduard Petershofen (DRK-Blutspendedienst)
Letzte Aktualisierung: 08.01.2021