Pressemitteilungen

Hier haben wir für Sie Presseinformationen zum Download bereit gestellt. Für weitere Fragen stehen wir natürlich gerne zur Verfügung.

Michael Dernoscheck, Bertine Pienkos-Sandmann, Presseinformationen aus dem Pius-Hospital

Runder Tisch bringt Gesundheitskompetenz in die Schulen

13. Mai 2024

Mehr Sicherheit für Lehrkräfte

Zecken entfernen erlaubt

Zusammen mit weiteren Oldenburger Einrichtungen engagiert sich das Pius-Hospital für mehr Gesundheitskompetenz an Schulen. Bei diesem Projekt handelt es sich um ein umfassendes Konzept, das darauf abzielt, bei medizinischen Not- und Zwischenfällen während der Schulzeit ein sicheres und korrektes Handlungsmuster für Lehrende und Schülerschaft zu etablieren mit dem Ziel eines Gütesiegels „Gesundheitskompetente Schule“.

Sportverletzungen, Nasenbluten, Ohnmacht, allergische Reaktionen, Bauchschmerzen, Übelkeit oder Stromunfall: Die Liste der möglichen Ereignisse und Beschwerden, die Schülerinnen und Schülern während der Zeit in der Schule ereilen können, ließe sich noch weiter fortsetzen. Entsprechend vielfältig sind die möglichen Vorgehensweisen. Das Wissen, was in welchem Fall zu tun ist und wie die Erstversorgung vor Ort durchgeführt werden sollte, bringen die Initiatorinnen und Initiatoren der AG Gesundheitskompetenz in die hiesigen Bildungseinrichtungen, um dort das gesamte Kollegium zu schulen und im Anschluss weiter zu beraten und zu begleiten. Das Ziel ist die Qualifizierung zur „gesundheitskompetenten Schule“. Die treibende Kraft dahinter sind Dr. med. Kirsten Habbinga, Direktorin der Klinik für interdisziplinäre Notfallmedizin im Pius-Hospital, Dr. med. Thomas Henke, Chefarzt des Zentrums für Notfallmedizin im Evangelischen Krankenhaus und Stefan Thate, stellvertretender Leiter der Berufsfeuerwehr Oldenburg. Alle drei haben die Erfahrung gemacht, dass Lehrerinnen und Lehrer häufig unsicher sind, wenn es darum geht, bei Verletzungen, akut auftretenden Beschwerden oder Anfällen von Schülern zu entscheiden, was zu tun ist. Dies zeigen auch die Auswertungen des Oldenburger Forschungsnetzwerks Notfall- und Intensivmedizin (OFNI) der Universitätsmedizin Oldenburg, welches das Projekt wissenschaftlich begleitet.

Krankenwagen oft nicht notwendig

 „Oftmals werden im Fall von Bagatellverletzungen Kranken- oder Rettungswagen gerufen. Dies führt nicht nur zu vermeidbar höheren Kosten, sondern unter Umständen auch dazu, dass die Kapazitäten für einen anderweitigen, wichtigen Notfalltransport blockiert sind“, so Dr. Kirsten Habbinga. „Dabei gibt es oftmals sichere Alternativmöglichkeiten, wenn es sich nicht um dringliche Notfälle handelt. Ein wesentliches Ziel von uns ist es, den Pädagogen hier Sicherheit zu geben und Sorgen zu nehmen.“ Wie diese Optionen aussehen, was überhaupt ein Notfall ist und welche Hilfestellungen die Pädagoginnen und Pädagogen selber geben können – zum Beispiel bei Zeckenbiss, Asthmaanfall oder Hypoglykämie – darüber klärt das Projektteam bei einem Vorort-Termin auf. „Damit können wir schon viele Fragen beantworten und Ängste nehmen. Wir bieten in diesem Projekt außerdem an, die Schulen individuell zu ihrem Notfallplan zu beraten, da jede Schule anders ist“, erklärt Stefan Thate.  Hierzu gehört maßgeblich ein gut aufgestellter Schulsanitätsdienst, in dessen Rahmen Schülerinnen und Schülern zu Ersthelferinnen und -helfern ausgebildet werden. Diese können im Bedarfsfall während der Schulzeit unterstützen. „Darüber hinaus erhalten die Kinder und Jugendlichen durch den Sanitätsdienst auch bei kleineren Verletzungen eine sachgerechte Versorgung und können gegebenenfalls wieder am Unterricht teilnehmen“, so Thate weiter. Zusätzlich kann es sinnvoll sein, ein Netzwerk mit hausärztlichen Praxen in der Nähe einer jeweiligen Schule aufzubauen und auch den schulinternen Informationsfluss zu überprüfen. „Wenn eine bestimmte Vorerkrankung bei einem Schüler vorliegt, sollte dies natürlich nicht nur in der Akte im Schrank im Sekretariat dokumentiert sein, sondern die Lehrenden sollten jederzeit vor Ort diese vielleicht lebenswichtige Information zur Verfügung haben, um das Kind mit den richtigen Maßnahmen unterstützen zu können“, rät Dr. med. Thomas Henke, Chefarzt des Zentrums für Notfallmedizin im Evangelischen Krankenhaus.

Nach der Auswertung der beiden Pilotschulen – Waldschule Hatten und Oberschule Eversten – soll das Angebot schrittweise auf alle Oldenburger Schulen ausgeweitet werden.

Sozialdezernat koordiniert Aktivitäten durch Round Table

„Das Projekt Gesundheitskompetenz an Schulen ist das erste sichtbare Ergebnis der Zusammenarbeit des Round Table Gesundheitsversorgung in Oldenburg“ freut sich Sozialdezernentin Dagmar Sachse. Der Round Table wird vom Sozialdezernat koordiniert. Ihm gehören neben Pius-Hospital und Evangelischem Krankenhaus auch das Klinikum Oldenburg, die Apotheken, die Versorgungsforschung der Universitätsmedizin Oldenburg, die Kassenärztliche Vereinigung, Ärztekammer und Ärzteverein, das Rehazentrum, die Notdienstpraxis Oldenburg, das Gesundheitsamt, das Amt für Teilhabe und Soziales sowie die Großleitstelle Oldenburg an. Die Runde hat sich nach der Corona-Pandemie gegründet, um die gute Zusammenarbeit aus dieser Zeit fortzusetzen. Aufgrund des demografischen Wandels und der Veränderungen im Gesundheitssystem wird die gesundheitliche Versorgung in Oldenburg zunehmend schwieriger. Dem will der Round Table durch eine intensive Zusammenarbeit der Beteiligten sowie die Entwicklung weiterer Projekte entgegenwirken. „Wenn wir die Ressourcen vor Ort gut nutzen, können wir gemeinsam einen Beitrag zur besseren Gesundheitsversorgung in unserer Stadt leisten, so Dagmar Sachse.

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Runder Tisch Gesundheitskompetenz in Oldenburg
Runder Tisch Gesundheitskompetenz in Oldenburg

Neue Baumaßnahmen im Pius-Hospital – Intensiv- und OP-Kapazitäten für die Zukunft erweitert

8. Mai 2024

Das Pius-Hospital startet in eine neue umfassende Bauphase auf verschiedenen Ebenen. Den Kernbereich der Arbeiten bildet die Sanierung im Bereich des Zentral-OPs mit den umliegenden Funktionseinheiten auf rund 2.350 Quadratmetern und im dritten Obergeschoß die Vergrößerung der interdisziplinären Intensivstation. Damit erweitert das Krankenhaus seine operativen Kapazitäten auf insgesamt 15 Operationssäle, die interdisziplinäre Intensivstation erhält sechs weitere medizinisch hochausgestattete Einzelzimmer. Zusätzlich wird eine weitere Station räumlich vergrößert. Das Investitionsvolumen für das circa vier Jahre dauernde Projekt beträgt rund 23 Millionen Euro.

Die betreffenden Flächen grenzen auf mehreren Stockwerken direkt an den neuesten Gebäudeteil „F-Flügel“, der 2021 fertig gestellt wurde und diverse Funktionseinheiten umfasst, u.a. einen Teilbereich des Zentral-OPs und die neue Intensivstation. Neuer und alter OP-Bereich sowie das ambulante OP-Zentrum gehen direkt ineinander über. Somit befindet sich die Baustelle inmitten des Geschehens. „Den Sanierungsbereich des alten OP-Teils haben wir vom laufenden Betrieb abgetrennt, sodass wir aktuell unter hohem Aufwand zwei parallellaufende OP-Einheiten mit angepassten OP-Plänen, eigener Logistik und Infrastruktur betreiben“, berichtet Dirk Oltmann aus der Abteilung für Bau und Technik. Als Resultat werden acht hochmodern ausgestattete OP-Säle sowie ein integrierter ambulanter OP-Bereich (AOZ) auf einer Ebene zur Verfügung stehen. Zusammen mit den Sälen der Gynäkologie und der Augenheilkunde verfügt das Pius-Hospital dann über zwölf stationäre und drei ambulante OP-Säle. Innerhalb der circa vierjährigen Bauphase werden nach Fertigstellung der OP-Säle in weiteren Bauabschnitten die zugeordnete operative und logistische Infrastruktur, wie z.B. OP-Schleusen, Aufwachraum, Umkleiden, Sterilgutlager, Aufenthaltsräumen und Bettenlager erneuert und zum Teil durch Anbauten ergänzt. „Ein weiteres Mal bauen wir mit hoher Komplexität im laufenden Betrieb“, so Dr. med. Joachim Gödeke, Direktor der Klinik für Anästhesie und interdisziplinäre Intensivmedizin, der das Bauprojekt aus Sicht der späteren Nutzerinnen und Nutzer aktiv mitgestaltet und begleitet. „Digitalisierung, künstliche Intelligenz und robotergestützte Systeme bilden neue Möglichkeiten, um operative Verfahren zu optimieren. Gleichzeitig steigt auch der Komplexitätsgrad der Eingriffe mit der Folge, dass das Zusammenspiel von Raum, Technik und Mensch vielschichtiger wird. Dies alles bilden wir mit Blick auf unsere gewünschten Entwicklungsperspektiven im vergrößerten Zentral-OP ab.“

Parallel zum Zentral-OP startet das Krankenhaus in der Etage darüber mit der Erneuerung des alten Teils der Lüftungsanlage. Nach Jahrzehnten des Betriebs reicht sie nicht mehr aus, um den Anforderungen des neuen großen OP-Bereichs zu entsprechen. In einem Hohlraum auf Höhe der zweiten Etage befindet sich noch ein altes Schrägdach, welches im Zuge von Bauarbeiten vor circa 20 Jahren stehengelassen wurde und nun unter hohem Aufwand rückgebaut werden muss. Im April startete dann zusätzlich die Sanierung in den Stockwerken drei und vier – mit der Intensivstation und der Station „4F“. Auch hier werden später alte und neue Bereiche zusammengefügt, um jeweils vergrößerte Einheiten zu bilden. So entstehen auf der hochmodernen Intensivstation sechs weitere Einzelzimmer, die 4F erweitert sich um zehn Betten.

„Wir freuen uns sehr, dass sich die positive Entwicklung, die unser Haus in den vergangenen Jahrzehnten genommen hat, in den entsprechenden Bau- und Sanierungsmaßnahmen widerspiegelt. Hiermit setzen wir ein wichtiges Zeichen für die Bedeutung unseres Versorgungsauftrags in der Region sowie als unverzichtbares Krankenhaus der Universitätsmedizin Oldenburg. Die Patientenversorgung auf dem höchsten Niveau ist und bleibt unser täglicher Anspruch – den weiterhin massiven finanziellen Herausforderungen für die Krankenhäuser sowie den unklaren politischen Planungsperspektiven zum Trotz“, so der Vorstand des Pius-Hospitals, Prof. Dr. Dr. med. Rudy Leon De Wilde und Werner Meyer.

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Bauen im Bestand: Der Gebäudeteil des Pius-Hospitals, in dem gebaut wird, befindet sich mittig in der Grüne Straße.  Foto: Pius-Hospital
Bauen auf die Zukunft: Leo Strotmann, Pflegerischer Abteilungsleiter OP-Bereich, Tobias Kuhl, Bauprojektmanagement, Prof. Dr. Dr. med. Rudy Leon De Wilde, Ärztlicher Vorstand, Dirk Oltmann, Bau und Technik, Andreas Luttmann, Pflegerischer Abteilungsleiter OP-Bereich. Foto: Pius-Hospital
Alter OP-Saal
Neuer OP-Saal

Rudy Leon De Wilde in die Europäische Akademie der Wissenschaften und Künste aufgenommen

17. April 2024

Die Europäische Akademie der Wissenschaften und Künste hat im April 2024 Professor Rudy Leon De Wilde, Ärztlicher Vorstand und Direktor der Universitätsklinik für Gynäkologie des Pius-Hospitals, als neues Mitglied aufgenommen – in der Klasse für Humanmedizin. Bei einer feierlichen Zeremonie in Salzburg würdigte die renommierte Institution seine außerordentlichen Forschungsleistungen auf dem Gebiet der frauenheilkundlichen Chirurgie. Er wurde in die Akademie gewählt, die ebenfalls 37 Nobelpreisträgerinnen und -träger zu ihren Mitgliedern zählt.

Die „European Academy of Sciences and Arts“ mit Sitz in Salzburg ist eine nichtstaatliche Organisation, die sich seit ihrer Gründung in 1990 für die Förderung des wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Fortschritts einsetzt. Die Mitglieder des transnationalen und interdisziplinären Netzwerks werden aufgrund von herausragenden Leistungen in den Bereichen Wissenschaft, Kunst und Gesellschaft auf Vorschläge hin gewählt; aktuell sind dies weltweit circa 2.000.

„Ich fühle mich sehr geehrt, in diese bedeutende Akademie berufen worden zu sein“, teilt Prof. Dr. Dr. med. Rudy Leon De Wilde über seine Aufnahme mit. „Das ist ein wichtiges Zeichen für die Universitätsmedizin und die Gynäkologie im Pius-Hospital, und erfüllt alle Ärzte und Pflegenden der Klinik mit großer Freude.“ Prof. De Wilde ist seit 1992 Direktor der Universitätsklinik für Gynäkologie im Pius-Hospital, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, und engagiert sich neben der Versorgung der Patientinnen im Rahmen zahlreicher wissenschaftlicher Kooperationen für die chirurgische Qualifizierung von Fachärztinnen und-ärzten im In- und Ausland, insbesondere im Bereich der minimal-invasiven Chirurgie.

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Rudy Leon De Wilde in die Europäische Akademie der Wissenschaften und Künste aufgenommen
Rudy Leon De Wilde in die Europäische Akademie der Wissenschaften und Künste aufgenommen

Generationsübergreifendes Pflegeexamen im Pius-Hospital

23. Februar 2024

In dem Kurs aus 15 Auszubildenden zur Pflegefachfrau bzw. zum Pflegefachmann stammen zwölf aus dem Pius-Hospital, zwei aus dem Johanneum in Wildeshausen und eine aus der Caritasstiftung Oldenburg. Sieben Absolventinnen nehmen nach ihrem Examen eine Beschäftigung im Pius-Hospital auf.

Um sie nach der Ausbildung bei ihrem Einstieg in die Berufspraxis zu unterstützen, bietet das Krankenhaus ab diesem Jahr ein neues Berufseinstiegprogramm an. Damit sollen die Teilnehmenden mehr Sicherheit in ihren speziellen Einsatzgebieten nach der generalistischen Ausbildung erlangen, welche eine insgesamt eher breit aufgestellte Berufsausbildung beinhaltet.
„Das Besondere an diesem Kurs ist, dass das Altersspektrum der Absolventinnen von 20 bis 54 Jahren reicht“, berichtet Schulleiterin Katja Leinau. Hierunter sind auch zwei Mütter mit jüngeren Kindern, die es sowohl durch eigenes Engagement als auch durch die Unterstützung von Pflegeschule und Träger geschafft haben, die Ausbildung im Schichtdienst mit den Familienbedürfnissen in Einklang zu bringen. „Unsere Ü45-Absolventinnen haben ebenfalls viel Mut und Einsatz bewiesen, indem sie sich nach Familienzeit und vielen Berufsjahren noch einmal einer bekanntermaßen anspruchsvollen Ausbildung gestellt haben“, lobt Katja Leinau ihre Auszubildenden. „Wir möchten allen, die ihr Pflegeherz schlagen hören, ermöglichen eine entsprechende Ausbildung zu machen. Wenn die Motivation da ist, lassen sich meist auch Wege finden.“

Die nächste Möglichkeit zur Ausbildung „Pflegefachfrau/Pflegefachmann“ startet am 1. August 2024. Kontakt: Katja Leinau unter 0441/229-1200 oder pflegeschuleatpius-hospital [todd] de

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Generationsübergreifendes Pflegeexamen im Pius-Hospital
Generationsübergreifendes Pflegeexamen im Pius-Hospital

Chirurgen bekommen was auf die Ohren

8. Dezember 2023

Ein eng getakteter Zeitplan, viel Verantwortung, hohe Konzentration bei gleichzeitig intensiver Interaktion und zunehmender Leistungsverdichtung. Dies sind nur einige der Merkmale, die die Arbeit einer Chirurgin oder eines Chirurgen beim Operieren ausmachen. Kommt dann noch ein hoher Geräuschpegel hinzu, kann dies die fehlerfreie Kommunikation gefährden und beim OP-Team zusätzlich Stress auslösen. Das wiederum erhöht das Risiko für Fehler. Um diesen Mechanismus zu durchbrechen, wird in einem gemeinsamen Projekt von Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie IDMT, Pius-Hospital Oldenburg und dem Bielefelder Softwareentwickler bitvox an Assistenzsystemen geforscht, die das Stresslevel der Operierenden senken sollen. Hierbei handelt es sich um sogenannte Hearable- bzw. Sprachassistenz-Systeme. Sie sollen im OP der Zukunft die Mensch-Maschine-Interaktionen unterstützen und optimieren.

Im Projekt hat das Hearable für den OP die Aufgabe die Geräusche der Umgebung zu selektieren. Lärm und Störgeräusche sollen damit abgeschirmt werden. Benötigte Informationen, seien es akustische Signale der OP-Geräte oder die Kommunikation mit dem Team, sollen jedoch zum Hörenden klar und deutlich durchdringen. „Der Chirurg oder die Chirurgin trägt einen smarten Knopf im Ohr, der Audio- und Sprachsignale durch Verfahren des maschinellen Lernens sowie durch die Mikrofonierung am und im Ohr optimiert“, erklärt Dr. Jan Rennies-Hochmuth, Leiter der Gruppe Persönliche Hörsysteme am Fraunhofer IDMT in Oldenburg. Dabei kommen verschiedene Technologien zum Einsatz, wie zum Beispiel Algorithmen, die Umgebungsgeräusche im Pegel absenken und helfen die Sprachverständlichkeit zu verbessern. Mit Hilfe von auf neuronalen Netzen basierenden Ansätzen zur Quellentrennung kann der OP-Lärm in die Bestandteile Sprache und Hintergrundgeräusche zerlegt und die Sprache getrennt von Störgeräuschen verarbeitet werden. Das Ziel des dreijährigen Forschungsprojektes „METIOR“ ist es, dass jede im OP beteiligte Person ihr Hearable-Signal auf ihre Präferenzen optimal einstellen kann – nicht nur mit Bezug auf Lautstärkeverhältnisse, sondern auch auf den Klang.

Um dieses System, welches auch schon im industriellen Umfeld erfolgreich getestet wurde, für die klinische Anwendung zu erforschen, hat die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. med. Dirk Weyhe der Universitätsklinik für Viszeralchirurgie im Pius-Hospital ein OP-Labor installiert. Während die Probanden am OP-Simulator verschiedene Eingriffe realitätsnah durchführen, wird um sie herum durch zahlreiche kleine Lautsprecher eine Soundkulisse abgespielt. „Hier hören sie alle Geräusche, die im Laufe der OP auf sie einwirken können. Das kann das laute Klingeln eines Telefons sein, das Piepen der Monitore, Stimmgewirr auf dem Flur oder ein Gegenstand, der auf den Boden fällt. Besonders bei Komplikationen unter der OP steigen der Geräusch- und damit auch der Stresspegel in der Regel stark an“, erklärt Prof. Dirk Weyhe. „Währenddessen messen wir mit einem mobilen Gerät über Elektroden den Hautleitwiderstand, welcher ein Indikator für Stress ist. Wir betrachten, inwieweit Multitasking und Lärm im OP den Stress messbar erhöhen und welche positiven Auswirkungen die Kommunikationsassistenz per Hearables haben kann. Zum Nutzen der Patientensicherheit sollen die Erkenntnisse dann nutzbar gemacht werden, um die Effizienz der intraoperativen Arbeitsabläufe im OP zu steigern“, erläutert Weyhe den Hintergrund der Hearable-Entwicklung.

Sprachsteuerung

Eine weitere mögliche Entlastung der OP-Mitarbeitenden wird durch die Anwendung von Sprachsteuerung und digitaler Sprachassistenz per Hearable erforscht. „Mit dem in diesem Projekt entwickelten Assistenzsystem können Medizingeräte per Sprachbefehl gesteuert, Patientendaten aus IT-Systemen abgerufen und Informationen zum OP-Verlauf mühelos per Sprache dokumentiert werden. Dies ermöglicht dem OP-Team, sich vollständig auf die medizinischen, operationstechnischen und pflegerischen Aufgaben zu konzentrieren, während es jederzeit über seinen persönlichen Assistenten auf dem Laufenden gehalten wird“, erklärt Dennis Kaupmann, Geschäftsführer des Softwareentwicklers bitvox.

„Bürokratie und Dokumentation haben im Gesundheitswesen so stark zugenommen, dass wir dringend smarte Lösungen benötigen, die den Behandelnden erlauben, sich fokussiert ihren Hauptaufgaben zu widmen. Aber auch aus hygienischer Sicht ist eine Sprachsteuerung von Geräten während eines chirurgischen Eingriffs sehr wünschenswert“, so Dirk Weyhe, der mit seinem Team bereits seit einigen Jahren an OP-Konzepten für die Zukunft forscht, zum Beispiel im Projekt Smart-OT oder im Bereich der Holomedizin. Digitalisierung und künstliche Intelligenz so zu nutzen, dass sie den Anwenderinnen und Anwendern neue unterstützende Möglichkeiten eröffnet, aber den Menschen nicht überlasten, das habe man bei allen Forschungsprojekten stets besonders im Blick, so der Viszeralchirurg.

Das Projekt METIOR - Mensch-Technik-Interaktion für den Operationsraum läuft bis Ende 2024 und wird mit 768.000 Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.

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Metior

Unterrichtsstunde in digitaler Medizin für Bundestagsabgeordnete

26. September 2023

Was sind und wie funktionieren virtual, augmented und mixed Reality in der Medizin? Mit den Antworten und umfassendem Anschauungsmaterial im Gepäck reiste Prof. Dr. med. Dirk Weyhe mit seiner Arbeitsgruppe aus der Universitätsklinik für Viszeralchirurgie im Pius-Hospital Ende September nach Berlin zur Parlamentarischen Gesellschaft. Dort präsentierte er sein innovatives Forschungsgebiet und dessen klinischen Einsatz vor interessierten Bundestagsabgeordneten bei einem sogenannten Parlamentarischen Frühstück.

Circa 30 Gäste waren der Einladung auf Initiative von MdB Simone Borchardt gefolgt, darunter Bundestagsabgeordnete aus allen demokratischen Fraktionen. Diese lauschten mit hoher Aufmerksamkeit den Ausführungen von Dirk Weyhe. Denn hierbei ging es um nichts Geringeres als die Zukunft der Chirurgie. Als einer der Pioniere in Deutschland erforscht der Spezialist im Bereich der viszeralonkologischen Chirurgie das Gebiet der Holomedizin im klinischen Einsatz und trägt zusammen mit seinem Team zu entscheidenden Weiterentwicklungen bei. Anhand von patientenindividuellen CT-Daten können dreidimensionale Hologramme erzeugt werden, die während einer Operation auf den Situs projiziert werden. Dadurch können Tumoren viel besser visualisiert und damit auch präziser operiert werden. Denn anatomische und physiologische Strukturen und Besonderheiten sind somit bereits bei der Planung einer Operation sichtbar, was wiederum mehr Sicherheit für die Patienten bedeutet. Auch Nachwuchsmedizinerinnen und -mediziner profitieren von den neuen Möglichkeiten. Sie können mit den Modellen virtuell Operationen üben.

Zusätzlich wird daran geforscht, durch die neuen Techniken die Telemedizin weiter voran zu treiben. So ist es zum Beispiel möglich, dass sich Operateurinnen und Operateure als Avatar in Operationen in anderen Landesteilen oder Ländern begeben, um dort zu unterstützen. „Gerade vor dem Hintergrund von Klinikschließungen, wie sie in Deutschland ja prognostiziert werden, werden hiermit in Zukunft telemedizinische Angebote gemacht werden können, wenn bestimmte Versorgungsstrukturen vor Ort nicht mehr vorhanden sind“, berichtet Prof. Dirk Weyhe. „Zwar wird dies aktuell im Rahmen von Forschungsprojekten umgesetzt, aber die Politiktreibenden sollten über solche Optionen selbstverständlich heute schon informiert sein, um die Gesundheitspolitik digital und zukunftssicher zu gestalten. Außerdem ist es dringend erforderlich für die weitere Erforschung, Entwicklungen und Aufbau der IT- Strukturen die entsprechenden Mittel zur Verfügung zu stellen, um unseren aktuellen tollen Vorsprung im Bereich der Holomedizin in Deutschland weiter auszubauen“, so Weyhes Botschaft in Berlin. Mit dorthin waren auch die Gründer des Hamburger Softwarespezialisten apoQlar gereist, deren Softwareentwicklungen für die Microsoft HoloLens den Medizinerinnen und Medizinern die neuen Methoden ermöglicht. Diese konnten die Parlamentarier in Form verschiedenen Geräte wie VR- und AR-Brille testweise anwenden sowie in einer Liveschaltung als Avatar in einem OP- Metaversum direkt mit Kollegen aus Singapur sprechen.

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Parlamentarisches Frühstück in Berlin
Letzte Aktualisierung: 20.11.2024